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Queerantine
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Ein Blog und Podcast zum späten, lesbischen Erwachen einer Mittdreißigerin.
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×Inhaltswarnung . In dieser Episode geht es um Depressionen und deren Symptomatik. Ich erwähne dabei auch Suizidalität . Primär möchte ich aber Lösungswege aufzeigen. In meinen vergangen Beiträgen habe ich bereits des Öfteren über meine psychische Gesundheit gesprochen. In den letzten Wochen und Monaten war ich vielleicht hier eher still, doch habe ich via Social Media mehrere Beiträge zum Thema geschrieben und häufig Zuspruch dafür bekommen, dass ich offen über meine Erfahrungen dazu berichte. Ich habe meinen Heilungsprozess dafür genutzt, andere Menschen auf dieses Thema aufmerksam zu machen und ihnen vielleicht Mut zuzusprechen, dass eine dunkle Zeit vorüber gehen kann. Doch warum sollte ich nur bei Twitter oder Instagram etwas dazu sagen, wenn doch auch vor allem queere Menschen so häufig mit diesem Thema kämpfen? Queerness ist auch im Jahre 2021 noch kein Thema, mit dem wir so offen umgehen können, wie wir denn gerne würden. Es gibt Menschen, die sich nicht in ihrer Familie oder im Beruf outen können und wollen, da sie Angst vor den möglichen Konsequenzen haben. Es gibt Menschen, die in Gegenden leben, in denen ein Outing gefährlich sein kann. Es gibt mehrere Studien zum Thema, dass queere Jugendliche häufiger mit Suizidgedanken kämpfen als ihre heterosexuellen Freund*innen. In einer dieser Studien aus dem Jahr 2018 wurden beispielsweise 13.000 Studierende im ersten Studienjahr befragt, ob sie schon einmal Suizidgedanken hatten. Fast ein Drittel der queeren Studierenden bejahte diese Frage. Ein vier- bis achtfach höheres Risiko für Suizidalität sollte uns alle aufhorchen lassen. Doch noch immer wird das Thema psychische Gesundheit von vielen schlicht nicht ernst genommen. Das ist bisher eine ziemlich lange Einleitung für einen Beitrag, der mir sehr am Herzen liegt. Primär möchte ich diesen für Betroffene schreiben, um euch Hoffnung zu machen, dass es Lösungsansätze für diese Probleme geben kann. Ich erzähle davon, welche Wege ich gegangen bin, welche Ideen ich umsetzen konnte und in welchen persönlichen Bereichen ich auch mit 35 Jahren noch Verbesserungspotenzial sehe. Das Krankheitsbild Ich bin depressiv. Ich kämpfe seit rund 20 Jahren gegen meine inneren Dämonen. Ich habe Versagensängste, Verlustängste, habe lange Zeit meinen Selbstwert nicht erkannt. Ich kämpfe mit vergangenen Traumata, die mich aus dem Nichts überraschen. Ich habe dank gewissen Erfahrungen Probleme damit, anderen Menschen zu vertrauen oder sie auch nur um Hilfe zu bitten, da ich lange Zeit das Gefühl hatte, dass ich es nicht wert sei, dass man meinen Sorgen zuhört. Es dauert, bis ich mich einem Menschen tatsächlich öffnen kann. Und es hat lange gedauert, bis mir bewusst wurde, dass ich aktiv etwas an dieser Situation ändern und mir Hilfe suchen muss. Wenn man sich erst mit 33 Jahren outed, bedeutet das zugleich, dass man die Jahrzehnte davor ein Leben geführt hat, das nicht das wahre Ich widergespiegelt hat. Ich lebte eine Lüge. Ich trug eine Maske. Wenn man weiß, dass etwas nicht stimmt, aber man die Lösung dafür schlicht nicht sehen kann, zweifelt man irgendwann alles an. Ich kämpfte mit der Ungewissheit. Ich war nicht glücklich und wusste nicht, was fehlte. Zumindest redete ich mir das ein – tief in mir drin erahnte ich die Lösung, doch fehlte mir ob meiner heteronormativen Erziehung der Mut zum Outing. Ich hatte jahrelang Angst mir einzugestehen, dass ich eben nicht heterosexuell bin. Hatte Angst, dass andere meine Zuneigung als übergriffig interpretieren könnten. Meine internalisierte Homophobie war so stark, dass sie mein Glück aktiv verhinderte. Ich wollte keine potenziellen Grenzen überschreiten und überschritt dabei meine eigenen zuhauf. Um mit meinen Dämonen klarzukommen, versuchte ich über die Zeit unterschiedliche Lösungswege. Während der letzten Jahrzehnte war ich bei vielen ambulanten Therapeutinnen, in der Psychiatrie und in der Tagesklinik. Die Ideen und Therapieansätze haben nicht immer funktioniert, manche allerdings schon. Die Psychiatrie Der vermeintlich drastischste Weg scheint für viele Menschen die Psychiatrie zu sein. Spricht man davon, dass man dort war, wird man vom Gegenüber häufig schräg und musternd angeschaut. Das Problem ist hierbei, dass natürlich viele Menschen, die selbst nicht dort waren, durch Medien und grausige Geschichten der Vergangenheit scheinbar ein nicht ganz korrektes Bild von einem Aufenthalt dort haben. In meiner Welt ist die Psychiatrie schlicht ein Krankenhaus für die Psyche. Ich war zwei Mal dort. Einmal als Jugendliche, einmal als Erwachsene. Beide Male sorgte der freiwillige Besuch dafür, dass ich mich stabilisieren konnte. Beide Male fühlte ich mich weniger allein, da ich von Menschen umgeben war, deren Leben ebenfalls drohte sie zu destabilisieren. Dies sorgte in beiden Fällen dafür, dass ich mich wieder daran erinnerte, was für mich wirklich wichtig ist. Dass ich mir selbst Mut zusprach; Mut weiterzumachen. Psychiatrie bedeutet unter anderem, dass man sich nicht um die Planung des Tagesablaufs kümmern muss. Es gibt feste Programmpunkte, einen fertigen Essensplan, Sport, Abwechslung, Therapie. Man muss sich nicht mit der Organisation des Alltags auseinandersetzen, da ein anderer das Denken übernimmt. In meiner schlimmsten Zeit half mir das, um mich wieder auf einen geregelten Alltag vorzubereiten, während ich mich ausnahmsweise um mich und mein Wohlergehen kümmern konnte. Natürlich weiß ich, dass das nur meine persönliche Erfahrung ist und das bei jedem anders sein kann. Die Tagesklinik Es ist auch nicht jeder Besuch der Psychiatrie gleich. Im letzten Jahr habe ich beispielsweise gemerkt, dass der Ansatz dieses Mal nicht funktioniert. Also versuchte ich das für mich vollkommen neue Konzept Tagesklinik. In meinem Fall konnte ich nahtlos von der Psychiatrie in die Tagesklinik wechseln, da beide vom selben Träger waren. Eine Überweisung des Hausarztes reicht aber meistens auch. Sechs Wochen lang besuchte ich drei Stunden täglich mit rund 9 Mitpatient*innen diverse Kurse, um herauszufinden, was denn nun genau mein Problem ist. Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Doch wie genau läuft ein solcher Aufenthalt ab und was erwartet einen Menschen dort? Auch das unterscheidet sich natürlich von Klinik zu Klinik. Ich begann meinen Aufenthalt in der Tagesklinik, während ich mich an einem der tiefsten Punkte meines Lebens befand. Meine Gedanken waren düster, kurz zuvor war ich suizidal, ich sah kein Ende des Leids, keine mögliche Besserung meiner Situation. Ich lernte all meine Mitpatient*innen und deren Geschichte kennen. Ich hörte von ähnlichen Sorgen, ähnlichen Symptomen, ähnlichen Krankheitsverläufen. Die Gemeinschaft dieser unterschiedlichen Menschen, die alle aus ähnlichen Gründen da waren, hat mich erneut nachhaltig beeindruckt. Jeder dieser Menschen musste Mittel und Wege finden, um das Leben bisher aushalten zu können. Jeder dieser Menschen ist beim Zwischenstopp dieses Weges genau hier gelandet. Mit mir. Um dafür zu kämpfen, dass unser Leben wieder lebenswert wird. Auch wenn unsere Krankheit ähnlich verlief, haben wir natürlich unterschiedliche Erfahrungen in unserem Leben gemacht. Darauf basierend wurde ein Wochenplan für jeden Einzelnen erstellt. Es gab unterschiedliche Programmpunkte, die täglich auf unserer ToDo standen. Es gab Einzeltherapie und Gruppentherapie. In beiden Formaten konnte man selbst auswählen, welche Themen besprochen werden. Die Dynamik, die in einer Gruppentherapie entstehen kann, habe ich allerdings nicht erwartet – ich kannte diese Form der Therapie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es ist etwas vollkommen anderes, wenn man von Menschen Zuspruch erhält, die genau wissen, wie diese Krankheit funktioniert und was sie mit einem macht. Die Ergotherapie sorgte dafür, dass ich mich wieder besser konzentrieren konnte. Die Konzentration war lange Zeit ein großes Problem für mich. Für das Konzept, die Umsetzung und den Abschluss eines künstlerischen Projektes zuständig zu sein, hört sich für einen nicht-depressiven Menschen nicht sonderlich spannend oder herausfordernd an, es hat mir aber sehr geholfen. In anderen Kursen lernte ich wiederum etwas über die Symptomatik der Depression und was sie mit einem Menschen machen kann. Antriebslosigkeit ist für viele Symptom Nummer 1, wenn sie an Depressionen denken. Dass damit auch ein unfassbares Schuldgefühl verbunden ist, weil man vielleicht will, aber schlicht nicht kann , ist häufig wenigen Menschen wirklich bewusst. Ich dachte immer, dass ich durch meinen manchmal fehlenden Antrieb meine Mitmenschen enttäuschen würde, da sie nicht verstehen, wie es sich anfühlt, wenn man 24 Stunden am Tag mit dem eigenen Verstand kämpft. Ich habe häufig versucht, meinen Mitmenschen diesen Kampf zu erklären. Aber wie genau soll das funktionieren, wenn diese Menschen meine Symptome als Charakterschwäche abtun? Das dadurch erzeugte Schuldgefühl sorgte wiederum für noch weniger Antrieb. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gab. Doch bot die Tagesklinik weitere Ideen. Andere Tagespunkte beinhalteten Spaziergänge, sportliche Aktivitäten, Achtsamkeitstraining, Entspannungsübungen oder auch das Thema Insomnie, da sehr viele Menschen mit diesem Krankheitsbild auch Schlafprobleme haben. Man konnte Bücher oder Aufgaben von daheim mitbringen, um sie gemeinsam anzugehen. Zudem stand ein Sozialarbeiter beratend zur Seite, um beispielsweise einen Wiedereingliederungsplan auszuarbeiten. Ich füllte Fragebogen zu meinem Fortschritt aus, spürte während meines dortigen Aufenthalts eine stetige Verbesserung meiner psychischen Gesundheit und sah irgendwann endlich wieder das berühmte Licht am Ende des Tunnels. Es ging mir besser. Meine Ziele Zu Beginn hatte ich mir drei Ziele gesetzt. Ich wollte, dass ich meine Bedürfnisse besser verstehe und auch kommunizieren kann. Ich wollte, dass ich meine persönlichen Grenzen akzeptiere und diesen auch anderen Menschen vermitteln kann. Und ich wollte, dass ich mit meinen Traumata besser zurechtkomme. Vor allem das Akzeptieren meiner Grenzen hat mir zu Beginn noch Probleme bereitet, da mir mein Umfeld in meinem bisherigen Leben immer vermittelt hat, dass diese es nicht wert sind, gehört zu werden. Dass meine Grenzen zu niedrig angesetzt sind und ich in gewissen Bereichen diese doch auch mal ignorieren kann. Aber wie genau wollen andere Menschen das beurteilen, wenn sie mein Leben nicht gelebt haben? Exakt das habe ich irgendwann verstanden. Das Ende der Tagesklinik bedeutete zugleich, dass ich den Entschluss fasste, dass niemals in meinem Leben wieder irgendein Mensch meine Grenzen ignorieren darf. Nur ich entscheide darüber, welche Grenzen angemessen sind. Das Kommunizieren und Akzeptieren meiner Bedürfnisse ist mit diesem Punkt natürlich eng verknüpft. Ich traute mich lange nicht meine Bedürfnisse zu kommunizieren, da ich das Wohl anderer immer über das eigene gestellt habe. Auch das hat sich geändert. Natürlich möchte ich weiterhin, dass es meinen Mitmenschen gut geht, aber ich nehme mich selbst endlich auch ernst. Denn meine Bedürfnisse sind genau so wichtig wie die der anderen. Der Umgang mit meinen Traumata wurde machbarer. Zwar holten diese mich kurz nach der Tagesklinik erneut ein, doch bin ich inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem ich über meine Erlebnisse sprechen kann, ohne dass diese mich erneut in ein tiefes Loch werfen. Ich habe Ankerpunkte gefunden, die mich vor der Dunkelheit bewahren. Meine Herangehensweise Doch wie genau bin ich an diesem Punkt angelangt? Jeder Mensch hat andere Ansätze, um das persönliche Glück zu finden. Die einen gehen in ihrer Arbeit auf, andere erleben das Glück im familiären Umfeld. Wieder andere brennen für ihre Hobbys. Was auch immer es ist, ihr erkennt am Besten, was euch glücklich macht und worin ihr Kraft tanken könnt. Und nur ihr wisst, welche Teile eures Lebens euch ausbremsen und euch schaden. Auch ich musste das erst lernen. Die Ansätze der Psychiatrie und Tagesklinik waren der Start des Ganzen. Danach ging die Betreuung bei meiner ambulanten Therapeutin natürlich weiter. Das größte Hindernis war und ist noch immer meine innere Stimme. Die Zweiflerin, die Stimme, die mit mir selbst manchmal nicht ganz so nett umgeht wie mit meinen Mitmenschen. Ich habe häufig gehört, dass wir uns selbst so „behandeln“ sollten, wie wir beispielsweise mit unseren besten Freund*innen sprechen. Doch das ist manchmal nicht ganz so leicht, wenn man seit Jahrzehnten mit dieser Stimme lebt. Doch irgendwann gelang es mir. Ende 2020 gab es bei Twitter einen Aufruf dazu, über die schönen Dinge dieses Horrorjahres zu schreiben. Das vergangene Jahr war für mich, wie für viele, nicht einfach. Doch es half enorm, mir bewusst zu machen, welche unfassbaren Dinge ich trotz allem geschafft und erreicht habe. Ich fokussiere mich manchmal etwas zu sehr auf die schlechten Dinge im Leben. Schließlich in Listenform zu sehen, was ich bisher gar nicht so sehr wahrgenommen habe, hat sehr gut getan. Ich habe Meilensteine wahrgenommen und abgehakt. Ich habe an mir gearbeitet. Meine bisherigen Entscheidungen reflektiert. Diese kleine Liste auf Twitter hat letztendlich für einen Sinneswandel bei mir gesorgt. Im Anschluss habe ich mir eine Playlist erstellt, die mich an wunderbare Ereignisse in meinem Leben erinnert, da ich Musik häufig exakt damit verknüpfe. Ich habe meinen Konsum an Nachrichten eingeschränkt, da mich selbiger im letzten Jahr irgendwann überfordert hat. Ich habe einen Brief geschrieben, um letzte Worte zu sagen, die mich nicht losgelassen haben und diesen niemals abgeschickt. Ich habe ein Buch begonnen, in dem ich mir meine kleinen Erfolge des Tages notiere. Und schließlich habe ich zugelassen, mich anderen Menschen wieder zu öffnen, da ich inzwischen wusste, wer ich bin und dass dieser Mensch es wert ist, von anderen gehört zu werden. Mitte Januar 2021 habe ich das erste Mal einem vollkommen neuen Menschen in meinem Leben so offen wie noch nie von meinem Hintergrund berichtet. Ich fiel mit der Tür ins Haus und sprach offen über meine Krankheit. Ich wollte meine selbst gesetzten Grenzen austesten. Wollte sehen, wie jemand auf mein wahres Ich reagiert, jetzt, wenn ich so viel mehr über mich selbst weiß. Jetzt, wenn mir meine Schwächen und aber eben auch meine Stärken bewusst sind. Ich wollte sehen, ob mein Bauchgefühl wirklich so verlässlich ist, wie ich dachte. Das Ergebnis? Es lohnt sich, den Mitmenschen zu zeigen, wer man wirklich ist. Ablehnung kann vorkommen, aber das ist nicht der Standard, der immer eintreffen muss. Es gibt Menschen, die auch bei schwierigen Themen empathisch und offen reagieren können. Die nicht hinterfragen, die nicht verurteilen, die eine Depression nicht als Charakterschwäche abtun. Menschen, die die Stärke und Kraft darin sehen, was man bisher trotz aller Umstände gemeistert hat. Und ja, natürlich habe ich trotz eines solchen Erfolgserlebnisses auch immer die bisherigen Erlebnisse im Kopf, bei denen das nicht so war. Aber es gibt Menschen, die euch so nehmen, wie ihr seid. Vielleicht gab es Freund*innen in eurem Leben, die euch nicht verstanden haben. Vielleicht gab es Partner*innen, die euren Wert nicht erkannt haben. Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen, die euch in eurem Leben noch begegnen werden, auch so sind. Die wichtigste Lehre der letzten Monate war für mich, dass ich genug bin. Und dass die richtigen Menschen das erkennen. Es lohnt sich allein schon deshalb, man selbst zu sein, da andere dann auch den Mut entwickeln können, dasselbe zu tun. Das war damals tatsächlich auch der Ursprungsgedanke dieses Podcasts und Blogs. Ein „Vorbild“ sein, mutig sein, zeigen, wie ein Lebensweg aussehen kann, sich selbst eingestehen, dass man so wie man ist, genau richtig ist. Niemand wird dabei glücklich, wenn man sich für andere Menschen verbiegt. Es war nicht einfach, mir das einzugestehen. Doch ich hoffe, dass viele von euch vielleicht irgendwann diesen Mut aufbringen können. Seid euch bewusst, dass ihr nicht allein mit euren Sorgen seid. Versucht Hilfe anzunehmen – gemeinsam ist es manchmal einfacher alles zu ertragen. Ich weiß, dass der erste Schritt häufig der schwierigste ist, aber ich habe nie bereut, diesen zu gehen. Ich bin froh darüber, dass ich nie aufgegeben habe, da ich dadurch in der glücklichsten Zeit meines Lebens gelandet bin. Das Titelbild wurde freundlicherweise von Hannah Gibby aka gibb.arts zur Verfügung gestellt. Ich selbst fühlte mich während meiner schlimmsten, depressiven Zeit häufig ebenfalls angekettet; unfähig, mich von der Krankheit zu befreien. Sie hielt mich inmitten eines Sturmes fest. Und doch war es mir irgendwann möglich, diese Ketten zu sprengen, da ich meine Hemmschwelle überwunden und die Hilfe anderer angenommen habe. Ich habe lange Zeit versucht, dieses Problem allein zu bewältigen – mit der Kraft der richtigen Menschen in meinem Leben war es schließlich irgendwann möglich, meine eigene Kraft wiederzufinden. Mehr Kunst von Hannah findet ihr bei Instagram . Ihre Kunst könnt ihr zudem auch bei Etsy erwerben.…
Wir alle erleben gerade anstrengende Zeiten. Durch die Pandemie wird unser Alltag durcheinandergewirbelt. Wir sorgen uns um Geld, Arbeit oder die Gesundheit. Doch habe ich in den letzten Monaten vor allem viel dazu gelesen, dass die fehlende Nähe zu Menschen den meisten sehr schwer fällt. Ich habe gelesen, dass Witze darüber gemacht werden, dass wir alle nach der Pandemie wieder lernen müssen, wie soziale Interaktion funktioniert. Ich habe gelesen, wie einsam Menschen sind, die sich nicht in einer Beziehung befinden. Ich habe gelesen, wie sich Menschen nach Berührungen und Liebesbeweisen verzehren. Diese Sehnsucht kann ich gut nachempfinden, denn ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man auf Bezugspersonen, Nähe, tiefgründigen Kontakt und Zuneigung verzichten muss. Dass ich mich nicht vorher traute, einer Frau Zuneigung zu zeigen oder mein Coming-Out zu vollziehen, kommt nicht von ungefähr. Das Aufwachsen Ich bin in einer instabilen Familie aufgewachsen. Bis heute begrenzt sich der Kontakt zur fernen Verwandtschaft auf Familienfeiern, bei denen ich keine große Lust habe, mich mit den Menschen auseinanderzusetzen, die durch die Blutsbande mit mir verknüpft sind. Ich wurde bei der letzten Familienfeier gefragt, warum ich das nicht tue. Und nun, ich verbinde abseits meiner Schwester absolut gar nichts mit meiner Familie. Keine Zuneigung, keinen Respekt, keinen Trost, keine Unterstützung, keine Liebe. In meiner letzten Therapiestunde wurde ich gefragt, ob es in meinem Leben Bezugspersonen gab, zu denen ich aufschaute, die mich unterstützten. Ich dachte lange nach, fand im ersten Moment aber keine Antwort auf diese Frage. Schließlich erinnerte ich mich an eine Abteilungsleiterin meiner Ausbildungsfirma, deren Stärke ich deshalb bewunderte, da sie zugleich andere Menschen, inklusive mir, zur Stärke ermunterte. Das hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt, ich war 19, noch nie erlebt. Bevor mein Erstgeborener auf die Welt kam, verschlang ich Bücher zum Thema Erziehung, da ich absolut keine Ahnung davon hatte, wie man Kinder großzieht. Ich wusste aber, dass die Herangehensweise meiner Eltern nicht die Richtige war. Ich wollte es besser und anders machen. Dabei stieß ich erstmals auf das Wort Urvertrauen. Das Urvertrauen entsteht durch sichere Bindungen. Durch Umarmungen, wenn wir Trost brauchen. Durch Nähe, wenn wir unsicher sind. Durch Zuhören, wenn wir uns mitteilen. Durch Kommunikation auf Augenhöhe. Das Urvertrauen gibt uns emotionale Sicherheit, es stabilisiert uns, es lehrt uns mit Krisen umzugehen. Zugleich ermöglicht es uns zu glauben, dass wir es wert sind, geliebt zu werden, weil man unseren Bedürfnissen zuhört. Wenn ein Kind erfährt, dass es sich auf die Nähe und Fürsorge einer Bezugsperson verlassen kann, fühlt es sich umso sicherer in einer Beziehung. Was aber, wenn es nie gelernt hat, wie eine gesunde Beziehung funktioniert? Fehlt das Urvertrauen, kann das, wie bei mir, Auswirkungen haben, die einen Menschen das ganze Leben über begleiten. Wenn man als Kind gelernt hat, dass man es nicht wert ist, gehört zu werden, ersetzen tiefe Zweifel und Urängste den Platz des Urvertrauens. Als ich gefragt wurde, ob ich mich an Interaktionen mit meinen Eltern erinnere, die mit Nähe zu tun haben, war ich erneut sprachlos. Denn ich erinnerte mich nicht an eine Situation, in der meine Sorgen wahrgenommen wurden. Ich erinnere mich nicht an eine einzige Umarmung meiner Mutter. Ich erinnere mich nicht an Trost. Ich erinnere mich nicht an Gespräche, in denen ich über meine Gefühle reden konnte. Die Folge? Das Werkzeug der Taten, der Liebesbeweise durch Gesten, ist mir vollkommen unbekannt. Zudem fällt es mir bis heute schwer, jemanden um Hilfe zu bitten, da die gelernte Angst vor der Abweisung gigantisch ist. Wenn das Glück mich doch einmal trifft, fordere ich es heraus, da ich nicht glauben kann, dass es bei mir an der richtigen Adresse gelandet ist. Die Konfrontation In der letzten Folge sprach ich davon, dass ich mir mein Basiswissen im Bereich der emotionalen Kommunikation hart erarbeitet habe. Ich habe zwei Mütter in meinem Leben kennengelernt, die anders handelten als meine eigene. Diese Mütter haben ihren Töchtern das gegeben, was mir selbst fehlte. Es mag nicht dafür gesorgt haben, dass deren Töchter ohne Selbstzweifel aufwuchsen, doch sorgte es dafür, dass sie wissen, dass es jemanden in ihrem Leben gibt, der sie ernst nimmt und Trost spendet, wenn sie es brauchen. Ohne Worte, die ihr Handeln in Frage stellen. Ohne Schuldzuweisungen. Ohne Respektlosigkeit. Zwei Menschen in meinem Leben sagten mir jeweils mehr oder weniger direkt, dass sie überrascht seien, dass ich ob der Umstände in meinem Leben kein Arschloch geworden bin. Das mag daran liegen, dass ich durch die Kälte meiner Kindheit feinfühlig wurde. Ich spüre negative Stimmungen lange bevor sie tatsächlich auftreten. Durch mangelhafte Kommunikation innerhalb der Familie musste ich lernen, das Verhalten meiner Mitmenschen zu lesen und zu deuten, um zu Überleben. Selbstschutz. Mehr oder weniger. Doch ist es das tatsächlich? Primär kann man sagen, dass ich diese Fähigkeit entwickelte, um mich vor noch mehr Kälte zu schützen. Ich wollte als Kind verhindern, dass ich noch mehr Schaden nehme, indem ich weitere Aggressionen vorhersehe. Am Tag der Trennung wusste ich bereits, dass es genau darauf hinauslaufen wird. Gebracht hat mir dieses Wissen allerdings nichts. Im Gegenteil. Dadurch, dass diese selbsterfüllende Prophezeiung tatsächlich eingetreten ist, war ich umso versteinerter. Sprachlos. Zugleich schaltete mein Kopf in den automatischen Modus und versuchte meine Ex-Freundin zu trösten. Es erschien mir in diesem Moment wichtiger, dass sie Halt findet. Selbstzerstörung Ich sprach mit ihr häufig über meine selbstzerstörerischen Verhaltenszüge, doch war mir damals nicht bewusst, warum ich dem nichts entgegenzusetzen habe. Kürzlich ging es in meiner Therapie genau darum. Auf meine Frage, warum ich glaube, so zu handeln, erwiderte ich, dass ich vermutlich glaube, dass ich es verdient habe. Dass ich Schmerz verdient habe. Dass ich Hoffnungslosigkeit verdient habe. Dass ich es verdient habe, nicht geliebt zu werden. Ich weiß tief in mir drin, dass das nicht so ist, aber mein Verstand ist leider manchmal ohrenbetäubend. Und genau das ist es nun einmal, was mir meine Kindheit mitgegeben hat. Mein Leben lang dachte ich, ich hätte die Liebe und Zuneigung nicht verdient. Respekt nicht verdient. Irgendwann gab ich auf nach ihr zu rufen und ignorierte meine Bedürfnisse. Ich sinnierte darüber, was mich zu jeder einzelnen Beziehung in meinem Leben bewogen hat. Warum heiratete ich einen Mann, obwohl ich lesbisch bin? Einerseits natürlich, weil ich damals noch nicht wusste, dass ich lesbisch bin. Andererseits wohl deshalb, und das habe ich erst vor ein paar Wochen verstanden, weil er mir das gab, was mir bis dahin in meinem Leben gefehlt hat: Respekt. In der Beziehung zu ihm, zu einem Mann, keinem Jungen, erfuhr ich das erste Mal echte Wertschätzung ohne Respektlosigkeiten im Kreis der Freunde, ohne Erniedrigung. Mein junges Ich sah die Hochzeit als Chance, dieses Gefühl etwas länger in meinem Leben zu erhalten. War es selbstzerstörerisch von mir, eine Ehe einzugehen, wenn ich doch nebenher das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmt und etwas in meinem Leben fehlt? Vielleicht. Ist es selbstzerstörerisch, jede Handlung meines Lebens zu hinterfragen und in ein Podcast-Format zu pressen? Vermutlich. War es selbstzerstörerisch, die Liebe zu hinterfragen und sowohl sie als auch mich zu sabotieren, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich sie verdiene? Definitiv. Ist es selbstzerstörerisch, wenn ich mich nicht dazu imstande fühle zu hassen, da ich mir noch nie so sicher war wie bei der Liebe? Nun, so überzeugend ich auch sein kann, ich kann mich nicht zum Hass überreden und vielleicht ist auch das tatsächlich eine Art der Selbstzerstörung. Vielleicht ist es aber auch meine unterdrückte Superkraft, trotz all der Hoffnungslosigkeit im Leben die Hoffnung niemals zu verlieren. Die Hoffnung, dass mein Leben gut werden kann, wenn ich es zulasse. Immerhin habe ich einige Schritte in genau diese Richtung bereits hinter mir. Der Mut zur Stärke Vor 17 Jahren wurde das Finale der Serie Buffy ausgestrahlt. In dieser letzten Episode hält sie eine mitreißende Ansprache darüber, dass wir alle die Kraft in uns haben, um etwas zu verändern, um uns zu wehren, um aufzustehen, wenn wir am Boden liegen. Als Kind wusste ich nicht, durch welche Handlungen ich dafür sorgen kann, geliebt zu werden, da sämtliche Versuche innerhalb der Familie scheiterten. Wie also sollte es mir als Jugendliche gelingen, einen Menschen von mir zu überzeugen, wenn mir doch niemals jemand beibrachte, dass ich dafür gut genug bin? Wie kann man von mir erwarten, dass ich weiß, was Selbstfürsorge tatsächlich bedeutet, wenn ich doch nur lernte, wie ich mich selbst am effektivsten sabotiere? Inzwischen sind 17 Jahre seit dem Finale von Buffy vergangen. Ich habe noch immer nicht wirklich verstanden, wie man einen Menschen tröstet, da mein Kopf in diesen Situationen meinen bisherigen Schutzmechanismus aktiviert, wodurch ich versuche, die Situation zu analysieren und nach einer logischen Lösung zu suchen, statt das Gefühl wahrzunehmen. Doch ich weiß, dass ich auch das lernen kann. Ich bin gerade mal 35 Jahre alt und habe noch einige Jahre vor mir. Vor ein paar Wochen sah ich das erste Mal in die Augen eines Menschen und spürte etwas. Trotz der Antidepressiva, die das eigentlich sehr effektiv blockierten. Ich spürte Schmerz, Trauer und Enttäuschung. Das veränderte etwas in mir. Es sorgte dafür, dass sich einer der vielen Knoten löste. Ich merkte, dass ich die Fähigkeit, etwas zu spüren, vielleicht irgendwann verlernt hatte, sie aber tief in mir verwurzelt ist und nur darauf wartet, wieder zum Zug zu kommen. In den letzten zwei Jahren habe ich sehr viel über mich selbst gelernt. Ich lernte etwas über Ansprüche an mich oder an meine Mitmenschen. Ich lernte, wie es sich anfühlt zu lieben. Ich lernte vom Mut, einem anderen Menschen die Hand zu reichen. Ich lernte etwas über die Macht der Worte und ich lernte etwas über die Macht der Taten. Die Therapie konfrontiert mich mit vielen Dingen in meinem Leben, die diverse Folgen für eben jenes hatten. Und das ist gut. Denn wenn ich verstehe, warum ich so bin wie ich bin, kann ich meinen Weg verändern und neue Wege ausprobieren. Ich kann aufstehen und ich werde aufstehen. Denn ich bin bereit für die Stärke, die mich erwartet und bin gewillt, dafür auch erneut meine Mauern fallen zu lassen. Ich weiß, dass ich meine Vergangenheit nicht ändern kann, aber ich habe es in der Hand, meine Zukunft zu beeinflussen. Das Titelbild wurde freundlicherweise von Alice Bouchard aka Tyliss zur Verfügung gestellt. Eigentlich wollte ich dieses Titelbild bereits für die Episode Carol nutzen, doch passt es auch zu dieser Episode perfekt. Mein Leben lang hatte ich das Gefühl, dass ich mich und mein Verhalten erklären muss. Ich wünschte mir, dass man mein Handeln hinterfragt, aus Angst, dass mich andere Menschen sonst missverstehen. Mehr Kunst von Alice findet ihr bei DeviantArt oder Instagram .…
Worte besitzen eine unglaubliche Kraft. Sie können dafür sorgen, dass wir uns wohlfühlen. Sie können dafür sorgen, dass wir in Erinnerung schwelgen. Sie können dafür sorgen, dass wir uns verstanden fühlen. Sie können dafür sorgen, dass wir verletzt werden. Nicht immer weiß man im Voraus, was bestimmte Worte bei einem anderen Menschen auslösen. Man mag es sich ausmalen, aber letztendlich muss man das Ergebnis des Gesagten abwarten. Wir können sowohl positive als auch negative Reaktionen auf unsere Worte erhalten. Und manchmal eben auch gar keine – was für den Worteschwinger die schwierigste und vermutlich unbefriedigendste Art der Antwort darstellt. Statt Worten nutzen viele Menschen auch Taten. Beides sind beliebte Werkzeuge, um beispielsweise Liebe auszudrücken. Nicht umsonst gibt es unzählige Beiträge über Taten, die mehr als Worte aussagen. Nicht alle Menschen sprechen auf beide Werkzeuge gleich an und nicht alle Menschen haben Zugriff auf beide Werkzeuge, um sie im Alltag zu verwenden. Meine Worte In den letzten Wochen habe ich sehr viel über die Kraft der Worte nachgedacht. Vor allem in Bezug darauf, wie ich sie verwende. Das geschriebene Wort ist für mich sehr viel einfacher als das ausgesprochene Wort, da mir mehr Bedenkzeit bleibt, um all die möglichen Reaktionen, die diese hervorrufen könnten, zu bedenken. Ich bin ein großer Fan des geschriebenen Wortes, da ich hier meine Gefühle und Gedanken sehr viel besser formulieren kann als im spontanen Gespräch. Ich möchte mein Gegenüber nicht mit unbedachten Aussagen verletzen, was natürlich schlicht nicht möglich ist, da jeder Mensch eine andere Hintergrundgeschichte hat und entsprechend auch jeder Mensch anders auf gesprochene oder geschriebene Worte reagiert. Durch meinen persönlichen Hintergrund fehlt mir das Werkzeug der Taten, um meine Emotionen zu verdeutlichen. Ich habe schlicht nie gelernt, wie man Gefühle auch zeigen kann, weshalb ich mich immer auf das Werkzeug der Worte fokussiert habe. Und das beherrsche ich scheinbar recht gut. Ich kann Menschen durch das geschriebene Wort das Gefühl geben, geliebt zu werden. Ich kann Menschen durch das geschriebene Wort die Kraft geben, die sie brauchen, um weiterzumachen. Ich kann Menschen durch meine Worte meine Emotionen vermitteln – auch ohne das Werkzeug der Taten. Doch reicht das? Meine Briefe Bei meinem Umzug vor ein paar Monaten bin ich auf alte Briefe gestoßen. Briefe, die an mich gerichtet sind, erscheinen mir oft oberflächlich. Sie gehen selten in die Tiefe, vermitteln Witz, aber keine Emotion. Doch letzten Endes wurden diese Briefe für mich geschrieben und ich weiß es zu schätzen, dass sich irgendwann einmal jemand Mühe gegeben und versucht hat, meinen Tag mit ein paar Buchstaben zu verschönern. Ich weiß schließlich wie es ist, wenn man eines der beiden Werkzeuge nicht ganz beherrscht und bin die letzte Person auf der Welt, die deswegen jemandem einen Vorwurf machen würde. Ich höre bei meinen eigenen Briefen oft, dass sie Menschen berühren. Und genau das ist natürlich mein Ziel, da ich weiß, dass ich das auf andere Art und Weise nur sehr schwer kann, da meine Sprache der Liebe vor allem durch Worte definiert wird. Ich möchte, dass sich Menschen durch meine geschriebenen Worte gesehen und verstanden fühlen, nebenbei auch meine Gefühle besser verstehen und bestenfalls durch meine Schnörkelei etwas Stärke tanken können. Meine Liebesbriefe In meiner Jugend schrieb ich meinen ersten echten Liebesbrief an ein mir vollkommen unbekanntes Mädchen, mit dem ich nicht ein einziges Wort, wohl aber Blicke, gewechselt hatte. Ich begegnete ihr mehrmals in einem Hotel im Urlaub und entschloss mich irgendwann, dass ich ihr einen Brief schreiben möchte. In einem abgelegenen Hotel im Norden Teneriffas ein Blatt Papier zu finden, gestaltete sich bereits schwierig, doch war ich nicht von der Idee abzubringen, dass ich zumindest mit ein paar Sätzen versuchen wollte, ihr den Urlaub zu versüßen. Ich schrieb den Brief, warf ihn in das Postfach ihres Zimmers, wie auch immer ich damals die Zimmernummer herausgefunden hatte, und flog mit dem Flugzeug nach Hause. Ich erhielt niemals eine Antwort. Überraschung. Vermutlich haben die Eltern den Brief gelesen und ihn weggeworfen, da aus geschriebenen Worten natürlich nicht die unscheinbare Absenderin ersichtlich wurde. Doch ich ließ mich nicht aufhalten. ICQ war geboren. Und ja, natürlich kenne ich auch heute noch meine damalige Nummer. Chats waren auf einmal im Trend und ich belegte ununterbrochen die Telefonleitung, um zumindest ein wenig Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen, da die Kommunikation in der echten Welt eine gruselige Vorstellung war. Das Internet hingegen war ein willkommener Ort für eine introvertierte Jugendliche, die sich anders nicht mitteilen konnte. Ich schrieb danach viele Briefe. Briefe voller bedeutungsschwangerer Sätze, um meine Zuneigung auszudrücken. Viele Worte, um das zu vermitteln, was ich durch Taten nicht zeigen konnte. Ich hörte Reaktionen „du kannst wirklich sehr gut schreiben, wie du schon festgestellt hast“, oder „woher nimmst du diese Worte, …“, oder „ich frage mich, ob andere mich auch so sehen können wie du das tust“ oder auch ein schlichtes „du kannst ganz gut schreiben“. Danke, Basti. Stets zu Diensten. Meine Sprache Das gesprochene Wort hat mir immer etwas Angst gemacht. Durch fehlendes Selbstbewusstsein war zudem meine Stimme früher eher leise und unaufdringlich. Dann kam die Mutterkur. Ich wurde damit konfrontiert 60 neue Menschen gleichzeitig kennenzulernen. Für einen Menschen mit wenig ausgeprägten sozialen Akkus eine echte Herausforderung. Doch meisterte ich diese. Nicht mit Bravur, aber ich war stets bemüht. Ich erhielt meine Stimme zurück und gewöhnte mich langsam wieder daran, diese auch zu nutzen. Es begann mit dem Arzt vor Ort, der nicht bedachte, was seine Worte bei Frauen auslösen könnten, die nicht ich sind. Ich fühlte mich verantwortlich, was dazu führte, dass ich das erste Mal in meinem Leben eine Autoritätsperson herausforderte. Und es funktionierte. Bei meinen darauf folgenden Dates hörte ich immer wieder, wie großartig sie meine Stimme fanden. Manche wollten mir mit den Ohren zuzwinkern, falls das ginge. Andere fanden, dass meine Tonlage doch etwas serienkillermäßig ist. Okay. Andere hatten Angst, dass die Stimme dafür sorgt, dass durch diese in einem Streit keine Widerworte möglich sind. Wieder andere, die nicht für Komplimente bekannt waren, streichelten mein Ego damit, dass meine Stimme sie im positiven Sinne ziemlich fertig macht. Das alles mag gut für mein Selbstbewusstsein gewesen sein, ja, aber nicht sonderlich hilfreich, wenn ich gerade noch mitten in der Selbstfindungsphase war und herauszufinden versuchte, wie ich diese scheinbar großartige Stimme zu meinem Werkzeug der Taten umfunktionieren könnte. Natürlich habe ich mein Leben nicht ohne das gesprochene Wort verbracht, doch änderte sich meine Stimme mit dem Coming-Out. Sie änderte sich mit dem Finden meines Selbst. Doch dieses Selbst erklärt sich eben nicht von selbst. Wenn man Jahrzehnte damit verbringt, sich selbst zu finden, braucht man danach selbstverständlich auch noch etwas Zeit, um damit umgehen zu können. Inzwischen war ich vielleicht eine Meisterin des geschriebenen Wortes, doch ich wollte auch lernen, meine Gefühle durch Taten greifbar zu machen. Denn ich befand mich inzwischen in meiner ersten Beziehung, die mir das erste Mal in meinem Leben die Sprache verschlug. Die Beziehung startete tatsächlich mit einer Tat, die etwas mechanisch gewirkt haben mag, da ich es damals noch nicht gewohnt war, dieses Werkzeug zu nutzen. Die vermeintlichen Demonstrationen meiner Liebe in vorherigen Beziehungen waren ebenso unbeholfen. Was daran lag, dass mir der Zugang zu meinem Selbst damals noch fehlte. Doch diesen hatte ich inzwischen und ich war bereit dazu, etwas Neues zu lernen, aus Angst, die Beziehung zu verlieren, wenn ich es nicht tat. Spoiler: wie wir wissen, hat das nicht ganz geklappt. Im Nachhinein ist es natürlich immer einfach zu sagen, dass ich schlicht zu langsam war, das neue Werkzeug der Taten zu erlernen oder auch nur ansatzweise zu begreifen. Vielleicht war ich auch überwältigt von der Intensität meiner Gefühle, die mich zugleich in meinem Handlungsspielraum einschränkte. Nüchtern betrachtet war es vermutlich naiv von mir anzunehmen, dass ich in so kurzer Zeit so viel Neues würde lernen können, wenn ich doch vorab Jahrzehnte brauchte, um die Grundlagen zu verstehen. Denn wenn die Grundlagen fehlen, dann gestaltet sich der Start sehr viel schwieriger. Während andere diese Grundlagen aus ihrer Kindheit mitgenommen haben, musste ich sie mir hart erarbeiten. Und auch heute bin ich noch lange nicht über den Anfängerkurs hinaus. Ich weiß, dass ich viel Arbeit vor mir habe, aber ich bin gewillt, dazuzulernen. Und bis ich mein Ziel erreiche, muss ich mich wohl oder übel auf die Worte verlassen, die andere Menschen mit Liebe erfüllen, während ich selbst auf eben jene warte. Das Titelbild wurde freundlicherweise von Vic Macioci aka vic_cricket_mac zur Verfügung gestellt. Regen erzeugt bei mir ein wohliges, vertrautes Gefühl. Mein Ziel war es immer, dass meine Worte bei anderen Menschen dasselbe schaffen. Mehr Kunst von Vic findet ihr auf ihrer Website oder bei Instagram .…
Vorab: Eine Inhaltswarnung. In diesem Beitrag schildere ich den Alltag als homosexuelle Frau, der nicht ganz so rosig aussieht. Es geht um verbale Gewalt, aufdringliche Begegnungen und gefährliche Situationen, die bisher glücklicherweise glimpflich ausgingen. Es werden keine Schimpfworte reproduziert, aber beschriebene Szenen können natürlich gewisse Erinnerungen wach werden lassen. Um diese Frage zu beantworten, muss uns erst einmal bewusst werden, wie es sich als heterosexuelle Frau in einer Beziehung lebt. Ich habe rund 20 Jahre in Beziehungen mit Männern verbracht. Kurze Beziehungen, lange Beziehungen, on-off-Beziehungen. Egal mit wem ich meine Zeit verbracht habe, eines hatten alle Beziehungen gemeinsam: Es hat schlicht niemanden interessiert. Ich konnte Händchen haltend durch die Straßen ziehen und ich konnte meinen Partner küssen, egal in welchem Umfeld ich mich befand. Ich konnte Zuneigung zeigen, ohne dass irgendein Menschen um mich herum das als Aufforderung dazu sah, dies zu kommentieren. Ich konnte mich vom Bahnhof abholen lassen, ohne meine Umgebung auf mögliche Gefahren zu untersuchen. Ich konnte mein Leben leben, ohne die allgegenwärtige Angst, dass das zu Problemen führen könnte. Einen ersten Einblick in das Leben als Lesbe habe ich vor rund zwei Jahren bekommen, als ich mit einer Freundin in Düsseldorf war. Wir waren zu zweit unterwegs, um unseren Kurzurlaub feierlich abzuschließen. Irgendwann wurde es aber zu viel und wir entschieden uns den Club zu verlassen und über die Kö durch eine große Meute betrunkener Männer durchzumarschieren, um zu unserer Unterkunft zu gelangen. Um ihr und auch mir dabei etwas Mut zu machen, nahm ich ihre Hand. Mir war klar, welches Bild das vermittelt, doch war es mir egal, da ich wollte, dass sie sich sicher fühlt. Eben jene Handlung schien für einen der Männer so bedrohlich, dass er uns – betrunken und sympathisch wie er war – direkt homophob beleidigte, zugleich aber ein Gespräch mit uns beginnen wollte. Ich, naiv und unwissend wie ich war, versuchte das Gespräch zu lenken, um seine Aggressivität etwas zu mildern. Mir war nicht vollkommen bewusst, in welcher durchaus gefährlichen Situation wir uns befanden. Ich hatte die Polizei im Hintergrund im Blick, die uns musterte und ich versuchte den Betrunkenen durch Worte zu beruhigen. Meine Freundin wiederum verstand offenbar besser, was hier gerade passiert. Er fragte uns, ob wir zusammen sind, er fragte nach persönlichen Details und es fiel mir zunehmend schwer, darauf freundlich zu antworten. Warum freundlich? Nun, genau das lernen wir Frauen von Anfang an. Bleibe freundlich, um dich nicht in Gefahr zu bringen. Egal mit welcher Respektlosigkeit das männliche Gegenüber dir begegnet. Freundlichkeit ist Sicherheit. Meine Freundin wiederum war sehr direkt und machte ihm klar, dass ihn das alles nichts angeht, griff meine Hand und zog mich in Richtung U-Bahn. Erst jetzt, nachdem ich mich seit fast 1,5 Jahren in einer Beziehung mit einer Frau befinde und sich die Erlebnisse dieser Art gehäuft haben, ist mir bewusst, wie knapp wir in diesem Moment an Schlimmerem vorbeigeschlittert sind. Das schöne Leben Als ich bei meinem ersten Date mit meiner Veteranenlesbe aus dem Zug gestiegen bin, hatte ich nur Augen für sie. Ich nahm ihre Hand und wir verließen den Bahnhof. Bereits auf dem Weg zu ihrer Wohnung nahm ich die Blicke der anderen Menschen um mich herum wahr und war etwas irritiert. Erstmals in meinem Leben fühlte ich mich unsicher, weil ich einem anderen Menschen meine Zuneigung zeigte. Liebe auf Abstand Das sollte nur der Anfang sein. Seit März 2019 war ich sehr oft in der Heimatstadt meiner Dame. Jedes Mal, also bei jedem einzelnen Besuch, gab es irgendeinen Zwischenfall, der mich sehr deutlich daran erinnerte, dass Deutschland nicht so tolerant ist, wie es immer behauptet. Bei fast jedem Besuch holte mich meine Liebste am Bahnhof ab. Bedeutet: Sie nahm mich am Gleis in den Arm und küsste mich zur Begrüßung. Ein Bild, das Menschen eigentlich nicht neu sein sollte – zumindest wenn es sich in dieser Szene um einen Mann und eine Frau handelt. Handelt es sich aber um zwei Frauen, dann wird dies nicht nur begutachtet, sondern auch kommentiert. Große Männergruppen sind dabei besonders originell und werfen des Öfteren ein überraschtes „ LESBEN “ in den Raum. Manchmal kurbeln sie dafür sogar das Fenster ihres fahrenden Autos herunter – man will ja keine Chance verpassen, diese Feststellung mit der Menschheit zu teilen. Bravo. Aber hier hört es natürlich nicht auf. Stellt euch vor, ihr lauft verliebt durch die Straße und küsst euren Partner oder eure Partnerin. Kein großes Ding, eigentlich. In meinem Fall wird das mit Knutschgeräuschen eines Mannes kommentiert, der nebenbei seine Freundin an der Hand hält. Oder ein paar ältere Männer rufen euch hinterher, dass sie auch mal wollen. Oder hey, der Klassiker – wie wäre es mit wildem Pfeifen? Sieh es doch als Kompliment. Klar. Das müde Leben Als ich einem Bekannten davon erzählte, dass ich mit meiner Freundin abends im Park war und wir dort, während wir uns geküsst haben, rund fünf (!) Minuten lang von zwei betrunkenen Männern, die rund 10 Meter von uns entfernt saßen, angepfiffen wurden, war die erste Frage: „ Warum habt ihr denn nichts gesagt? “. Als ich dann erklärte, dass das in einem schlecht beleuchteten Park schlicht zu gefährlich war, folgte die zweite Frage. Ihr könnt es euch denken: „Was macht ihr denn auch abends in einem Park?“ Ich glaube nicht, dass ihm bewusst war, was er damit sagte. Dennoch ist genau dieses Bild so verankert in all den Köpfen der Menschen, die offenkundig noch nie selbst Opfer von Diskriminierung geworden sind. Warum versuchst du nicht, der Gefahr aus dem Weg zu gehen? Warum lässt du das Küssen nicht bleiben? Warum verhälst du dich nicht so, dass sich keine Angriffsfläche bietet? Ist das die Lösung? ICH soll keine Angriffsfläche bieten? Warum sprechen wir nicht über das Verhalten der anderen? Warum muss sich das Opfer anpassen? Frauen passen sich ihr gesamtes Leben über an. Wir versuchen aktiv Situationen zu vermeiden, die uns gefährlich werden können. Und das ermüdet. Ich möchte meine Freundin küssen können, wann immer sie und ich das wollen. Ich möchte keine Kommentare, dass jemand mitmachen will, weil er Lesben so heiß findet. Ich möchte auch nicht vom 1000. Mann gefragt werden, wer von uns beiden der Mann in der Beziehung ist. Ich möchte einfach nur diese Liebe genießen. Und ja, natürlich will ich diese Liebe auch zeigen. Ich würde gerne in die Welt hinausposaunen, wie glücklich ich bin. Und das ohne die Reaktionen der Männer, die uns gerne mal zeigen wollen, wie das richtig geht . Ich möchte genau so unbeschwert meine Liebe genießen können wie damals, als ich noch mit Männern zusammen war. Ich möchte nah kuschelnd am Strand beieinander liegen. Ich möchte ihre Hand halten und ihr tief in die Augen schauen, wenn wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren – egal, wer um uns herum sitzt. Ich möchte Hand in Hand mit ihr durch eine volle Einkaufsstraße laufen, ohne dass wir dabei auffallen, weil es eben zum Alltag gehört. Doch das ist leider nicht möglich. Der Alltag Stattdessen laufe ich mit meiner Partnerin durch die Gegend und scanne jederzeit die Umgebung auf die potenziellen Gefahren. Das war nicht immer so. Zu Beginn dieser Beziehung war ich noch sehr naiv. Ich posaunte die Liebe tatsächlich in die Welt, schließlich war es ein hervorragendes Gefühl nach so vielen Lebensjahren endlich erkannt zu haben, dass ich lesbisch bin und dass sich das so unfassbar gut anfühlt. Ich zeigte meine Zuneigung, während meine Veteranenlesbe sich der allgegenwärtigen Gefahr bewusst war und manchmal eher verhalten reagierte. Ich nahm das zwar wahr, doch nahm ich es nicht sonderlich ernst. Ich bemerkte, dass die Blicke meiner Partnerin in die Ferne abschweiften, um eine Gruppe der anderen Straßenseite zu beobachten. Ich bemerkte, dass sie mich aufforderte, die Straßenseite zu wechseln, aber erst Minuten später wurde mir klar, warum. Eine Begegnung an einer Bahnhaltestelle war der Wendepunkt. Spät abends, nach dem Besuch einer queeren Bar, konfrontierte uns ein merklich angetrunkener Mann mit unserer offen gezeigten Liebe und ließ nicht von uns ab. Die Szene aus Düsseldorf von ein paar Jahren zuvor wiederholte sich. Doch war ich diesmal in einer Beziehung und es gab keinen schnellen Ausweg. Ich spürte, wie die Anspannung meiner Partnerin sich zu Angst entwickelte. Angst um mich, weil ich die Situation nicht ernst genug nahm und die Gefahr erneut nicht erkannte. Dieses Erlebnis führte zu einem Umdenken bei mir. Ich verstand nun, dass ich diese Liebe zwar genieße, doch verstand ich auch, dass mein Umfeld das leider nicht tut. Es freut sich nicht mit mir, dass ich glücklich bin. Es versucht mich davon abzubringen. Doch lasse ich das nicht zu. Ich überlege, wo ich die Liebe zeigen kann. Ich plane einen Urlaub und untersuche vorab, ob das Land LGBTQIA-freundlich ist oder uns dort weitere Gefahren drohen. Ich liebe meine Freundin und zeige das, insofern es meine Umgebung erlaubt. Natürlich wünsche ich mir, dass ich das immer tun kann, aber ich weiß auch, dass das – noch – nicht möglich ist. So traurig mich das auch stimmt. Ich kann nur hoffen, dass sich das irgendwann einmal ändert. Das Titelbild wurde freundlicherweise von Maya Kern zur Verfügung gestellt. Es zeigt ein lesbisches Paar im Park , was mich sehr an meine frischverliebte Phase der ersten Monate erinnerte, als ich die Menschen um mich herum ignorierte, während meine Partnerin aufmerksam scannte. Weitere Kunst von Maya findet ihr auf ihrer Website . Einige Designs könnt ihr auch direkt in ihrem Shop bestellen .…
Das ist einfach erklärt. Gar nicht. Man kann nicht lesbisch „ werden “. Man kann sich das nicht „ aussuchen “ oder „ darauf hinarbeiten “. Bisexualität ist keine Phase, die letzten Endes irgendwann dazu führt, dass man lesbisch wird. Bisexualität ist kein Zwischenschritt zur finalen Homosexualität. Wie also kam es dazu, dass ich mich als Jugendliche als bisexuell outete und nun als lesbisch? Auch das ist einfach erklärt: ich war niemals bisexuell. Spulen wir etwas mehr als ein Jahr zurück, um das zu verstehen. 2019 2019 war für mich ein sehr aufregendes Jahr. Ein Jahr voller Neuerungen und Änderungen in meinem Leben. Das alles begann mit einer Mutterkur in Bayern. Ich, umgeben von verheirateten Frauen, die am Rande der Erschöpfung waren. Eine lehrreiche Zeit und für mich persönlich auch der erste Schritt in Richtung meines „finalen Outings“. Mein Leben ist voller Männer, die mir mein Leben erklären wollen Damals wusste ich bereits seit langer Zeit, dass ich mich von meinem Mann trennen wollte. Aber dafür brauchte ich Kraft. In der Hoffnung diese wiederzuerlangen, besuchte ich die Kur. Vor Ort lernte ich fantastische Frauen kennen und war umgeben von Stärke, Zusammenhalt und vor allem Mut. Mut, etwas zu verändern. Und das beeindruckte mich. Zugleich gab mir der Aufenthalt so viel Kraft, dass ich noch heute davon zehren kann. Das gesamte Pflegepersonal bestand aus Frauen. Bis auf die zwei Ärzte, die für die wöchentliche Kontrolle zuständig waren. Ich erinnere mich lebhaft daran, dass ich bei meinem ersten Besuch bei einem der beiden Ärzte von meiner anstehenden Trennung berichtete. Der Arzt versuchte mich davon zu überzeugen, dass ich mir das doch überlegen sollte, da das alles vielleicht nicht so schlimm ist, wie ich es mir einredete. Ich empfand das damals unfassbar übergriffig und leichtsinnig, weshalb ich dieses Thema beim Abschlussgespräch erneut ansprach. Natürlich war er sich keiner Schuld bewusst und sah auch keinerlei Risiken darin, einer ihm unbekannten Frau zu empfehlen, sich nicht zu trennen, obwohl er keinerlei Hintergründe kennt. Aber ich sah die Fragezeichen über seinem Kopf. Schließlich fragte er mich: „Was konnten Sie an ihrem Mann am wenigsten leiden? Was geht Ihnen auf den Wecker?“. Und ich antwortete ihm: „Dass er keine Frau ist.“. Die lesbische Erleuchtung Auch heutzutage denke ich noch sehr viel über diesen Austausch nach. Dass ausgerechnet ein Mann, welcher mich von der Heterosexualität überzeugen wollte, der Mensch sein würde, der als Erstes davon erfährt, was mich wirklich seit Jahren plagt, hatte ich nicht erwartet. Kurz darauf „outete“ ich mich bei meiner Mutterbande vor Ort. Auch dieses Outing verlief entspannt und war für mich geradezu erleuchtend. Ich lernte von diesen wunderbaren Damen, dass ich liebenswert bin – und zwar genau so, wie ich war und bin. Das stimmte mich zuversichtlich. Erwartungen Die Mutterkur war zu Ende, doch für mich war das erst der Anfang. Ich fasste meinen gesamten Mut zusammen und tat das einzig Wahre: Ich warf mich in das Haifischbecken namens Online-Dating. Mit rund 33 Jahren. Als bisher heterosexuell lebende , bisexuell denkende , aber – inzwischen weiß ich das ja besser – homosexuell fühlende Frau. Und ja, ich entsprach dem Klischee der useless lesbian . Ich wischte Frauen in all den Apps hin- und her, ich matchte Frauen und ich … schrieb sie nicht an. Ich wagte mich so weit vor, dass ich ein Like hinterließ, aber eine Nachricht? Puh. Bis es irgendwann Klick machte und ich es doch tat. Mein erstes Date verlief zweckmäßig, wenn man das so bezeichnen kann. Was ich daraus mitnahm? Inhaltlich eher wenig, gefühlstechnisch sehr viel. Ich erlebte meinen ersten Kuss mit einer Frau. Dazu muss ich sagen, dass ich in meinem Leben schon so einige Männer geküsst habe, aber nie verstehen konnte, was daran so besonders sein soll. Zungenküsse? Fürchterlich. Doch dann erlebte ich dasselbe Spiel mit einer Frau und war – sagen wir, angetan. Daheim angekommen konnte ich kaum glauben, was ich noch kurz zuvor erlebt hatte. Die Gefühle sprudelten nur so aus mir heraus und es fiel mir schwer, das alles einzuordnen. Was ich dadurch aber sehr sicher wusste: das fühlt sich gut an und ich möchte mehr. Wenn auch nicht unbedingt mit Tür Nummer 1. Also versucht ich Tür Nummer 2. Ein Date, welches zwar auf beiden Seiten vollkommen ohne Gefühle verlief, aber mich durch die Gespräche aufhorchen ließ. Biphobie Biphobie ist real – sowohl in der heterosexuellen als auch homosexuellen Welt. Ich persönlich habe als bisexuell geoutete Frau sowohl erlebt, dass Männer mich fetischisieren als auch erlebt, dass lesbische Frauen ablehnend reagieren, sobald sie von der Bisexualität erfahren. Während ich mit meinem zweiten Date in einer gemütlichen Bar saß, fragte sie mich, warum ich in meinem Profil angegeben hatte, dass ich bisexuell sei. Ich überlegte, konnte ihr darauf aber tatsächlich keine Antwort geben. Sie hakte nach und fragte, ob ich denn auch auf der Suche nach Männern sei. Und da dämmerte es mir. Nein, das war ich nicht. Ich wollte keinen Mann mehr. Ich wusste, dass mir in Beziehungen mit Männern immer etwas gefehlt hatte, aber nie, was genau. Vermutlich hat man den gefallenen Groschen bis Hamburg gehört. Und selbst, wenn das Date sonst eher freundschaftlich ablief, sorgte es bei mir für einen ungemeinen Fortschritt. Ich war lesbisch. Ich bin lesbisch. Ich wollte es in die Welt hinausposaunen. Mein drittes Date endete damit, dass ich mit meinem kommenden, vierten Date Sprachnachrichten austauschte und mich darüber beklagte, wie anstrengend Dates sind. Doch in diesem Fall war etwas anders. Ich fühlte etwas. Mehr noch als während des Kusses beim ersten Date. Ich fühlte Anziehung, Verständnis und zugleich die Sorge, dass ich mein vielversprechendstes Date mit meiner Tollpatschigkeit und Fettnäpfchen-Spürnase überrumpeln würde. Glücklicherweise bin ich aber sehr charmant. Ein Neuanfang Date Nummer Vier ließ mich warten. Ich schlug zwar ein spontanes Date vor, doch musste sie vorab im Ausland die Welt retten, was immerhin eine ganz okaye Ausrede war. Wir schrieben täglich. Mehrmals. Wir schickten uns Sprachnachrichten, GIFs und telefonierten. Sehr, sehr lange am Stück. Das alles war neu für mich. Ich wusste inzwischen, wie Dates ablaufen, doch fühlte sich das hier ernster an. Schließlich, nach zwei Wochen regen Austauschs, sollten wir uns treffen. Mir war schlecht. Ich war besorgt, dass sie mich im echten Leben nicht ganz so toll fand, wie im virtuellen. Ich war besorgt, dass ich kein Wort herausbringen würde. Und schließlich öffnete sich die Tür der Regionalbahn und ich erblickte sie. Lederjacke und rotkariertes Hemd. Ein Wunsch von mir, um dem Klischee zu entsprechen, was wir immer wieder unterhaltsam auf die Schippe nahmen. Ich erblickte sie inmitten der Menschenmassen und sie sah mich an, offensichtlich genau so unsicher wie ich – und das obwohl sie doch die Veteranenlesbe war. Ich lief auf sie zu und spürte, dass mein Herz schneller schlug. Um nicht umzukippen, tat ich das in diesem Moment mir einzig sinnvoll Erscheinende: Ich nahm ihre Hand, was sie etwas perplex registrierte, aber dann offenbar genoss. Wir schlenderten Hand in Hand durch die Stadt und erstmals in meinem Leben registrierte ich, dass umstehende Menschen auf Zuneigung zweier Menschen mit fragenden Blicken reagierten. Ich fühlte mich einerseits unsicher, da ich das bisher noch nie erlebt hatte. Andererseits fühlte ich mich so sicher wie noch nie in meinem Leben. Ich fühlte mich gut aufgehoben, angekommen. Augenblicke Letzten Endes kamen wir auch irgendwann dort an, wofür wir uns ursprünglich trafen. Im Kino. Der Plan war, dass wir uns gemeinsam Captain Marvel anschauen. In den ersten Minuten klappte das auch, doch spielten meine Gefühle während des Films verrückt. Erinnert ihr euch an eure Zeit als Teenager, als ihr das erste Mal mit eurem Schwarm im Kino wart und jede Berührung eines Ellenbogens oder eines Knies euch elektrisierte? Nein? Ich auch nicht, denn das hatte ich bisher noch nie erlebt. Mit 33 Jahren empfand ich das das erste Mal. Ich konnte mich nicht auf den Film konzentrieren, da ich so angetan war und die Schmetterlinge fast aus mir herausbrachen. Ich versuchte ihre Hand zu nehmen, legte sie aber wieder zurück, da ich ihre Berührung kaum aushielt. Das alles war neu, sehr neu. Ob ich in mein Dating-Profil vielleicht schreiben sollte, dass ich lesbisch bin? Bin ich lesbisch? Was macht sie nur mit mir? Offensichtlich war ich mit diesem Gefühl nicht allein, denn auch mein Date, Frau Veteranenlesbe, konnte meine Berührungen im positiven Sinne kaum ertragen. Irgendwann war der Film zu Ende, wir dinierten und schließlich war da ein Kuss. Ein sehr langer Kuss. Und ja, mit Zunge. Ich erinnerte mich erneut an das Gefühl bei meinem ersten Date, doch unterschied sich dieses deutlich von dem, was ich bei Date Nummer Vier erlebte. Ich wollte nicht aufhören. Ich fühlte mich frei, ich fühlte, dass genau das, das ist, was ich brauche, was ich möchte und was mir zusteht. Liebe. Oh nein, keine Sorge. Man sagte Lesben zwar nach, dass sie beim zweiten Date direkt mit dem Umzugswagen vor der Tür stehen, doch war das bei uns natürlich nicht so. Vergessen wir nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch in einer Art WG mit meinem Ex-Mann lebte. Zudem habe ich zwei Kinder und eine vielleicht nicht ganz tolerante Familie, die auch noch von allem erfahren musste. Aber das blendete ich in diesem Moment aus. Auf das erste Date mit meiner Veteranenlesbe folgte ein zweites. Dann ein drittes. Ein viertes und … nun, inzwischen bin ich seit fast 1,5 Jahren mit dieser wunderbaren Frau zusammen. In dieser Zeit habe ich sehr viel über mich gelernt. Mir wurde bewusst, was genau mir in der Zeit mit Männern gefehlt hat. Erstmals in meinem Leben fühlte ich mich in meinem Körper wohl. Erstmals in meinem Leben, war ich glücklich – ohne wenn und aber. Ich war angekommen. Dort, wo ich so lange hinwollte. Ich musste mich nicht mehr verstellen und konnte die Person sein, die ich so viele Jahre unterdrückt habe. Ich hatte so viele Jahre Angst, dass etwas mit mir nicht stimmt, weil ich für Männer nicht das empfand, was sie für mich empfanden. Wer hätte gedacht, dass das daran lag, dass sie keine Frauen sind. Das Titelbild wurde freundlicherweise von Becca-draws-Stuff zur Verfügung gestellt, welche in ihrem Kunstwerk die Farbgebung der lesbischen Flagge verwendet hat, um die Landschaft zum Leben zu Erwecken. Hier geht es zu ihrem Profil bei DeviantArt .…
Hi, ich bin Caroline, in persönlichen Kreisen auch Caro, im Videospielumfeld zumeist eine Hardcora. Ich bin inzwischen, 2020, 35 Jahre alt und habe rund 33 Jahre davon in Hetero-Beziehungen gelebt. 2019 sollte mein großes Coming-Out-Jahr werden. Wobei das kein klassisches Coming-Out war, sondern eher ein finales. Davor dachte ich immer, dass ich bisexuell sei. Doch ich traute mich nie, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen. Ich wusste auch schlicht nicht, wo und wie man „dieses Thema“ angeht. 2019 warf mich schließlich in den Dating-Pool, was denn auch sehr erfolgreich endete. Inzwischen habe ich eine wunderbare Freundin und posaune quasi täglich in die Welt hinaus, wie großartig es ist, wenn man sich nach Jahren des Versteckens endlich wohl in der eigenen Haut fühlt. Aufwachen Im März 2020 meldete ich mich bei Matthias Kreienbrink, einem Autor, der für einen Artikel bei Bento auf der Suche nach queeren Ansprechpartner:innen war und mit ihnen darüber sprechen wollte, wie es ist, queer aufzuwachsen. Nun, das bin ich nicht wirklich. Aber ich konnte ihm davon erzählen, wie es ist, NICHT queer aufzuwachsen, obwohl man queer ist. In unserem rund 30-minütigen Telefonat erzählte ich von meiner Jugend und meinen Erfahrungen. Das Gespräch löste bei mir eine Welle von Erinnerungen aus. Erinnerungen, die ich verdrängt hatte. Erinnerungen, die mir verdeutlichten, wie sehr und wie lange ich meine Identität bisher unterdrückt hatte. Mir wurde bewusst, wie viel bisher ungesagt geblieben war. Mir wurde bewusst, dass mir selbst diese Lesequellen in meiner Jugend gefehlt hatten. Ich entschied mich also dazu einen Blog zu starten. Entsprechend grübelte und grübelte ich. So viele Gesprächsthemen poppten auf, Ideen für Logos und auf einmal war Pandemie. Queerantäne Die Pandemie kam und die Menschen begaben sich in Quarantäne. Ein mir sehr vertrautes Gefühl, schließlich kamen mir rückblickend meine ersten 33 Lebensjahre genau so vor. Mit dem Unterschied, dass ich mich freiwillig in eben jene begeben hatte, da ich mich nicht in die bunte Welt da draußen getraut hatte. Statt in Quarantäne war ich also in Queerantäne. Ich schützte die Außenwelt vor meiner Queerness. Oder mich vor der Welt? Vermutlich eher das. Das Warum Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich kein Fan von Soloprojekten bin. Ich arbeite gerne im Team, überlasse anderen gerne die Bühne und möchte selbst nicht im Mittelpunkt stehen. Da ich aber weiß, wie es ist, ein Leben lang ohne echte Vorbilder oder auch schlicht nur Gleichgesinnte aufzuwachsen, will ich mit diesem Blog zumindest Menschen erreichen, die Ähnliches durchmachen. Ich möchte Menschen erreichen, die sich mit dem späten Coming-Out, Late Bloomer Lesbians oder auch Heteronormativität bisher nicht beschäftigt haben. Ich möchte Menschen erreichen, die gerne ihren Horizont erweitern wollen. Ich hoffe, dass ich dem gerecht werden kann. Willkommen bei meiner Reise durch die bunte Welt.…
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