Wetter
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Wenn die Leute mit mir über das Wetter reden, bin ich mir stets sicher, dass sie etwas ganz anderes meinen,
kalauerte Oscar Wilde 1895. Ohne es zu wissen, tun sie das tatsächlich: nämlich den Wind. Das Wort «Wetter» heisst in allen germanischen Sprachen so (auf Englisch weather, norwegisch vær, schwedisch väder, dänisch vejr, isländisch veður). «Wetter» kommt vom indoeuropäischen Wort weðra, und das bedeutete «Wind» – so gesehen meint «Wind und Wetter» heute im Grunde ein und dasselbe. «Wetter» ist denn auch verwandt mit «wehen» und mit «wedeln».
Was wir «Wetter» nennen, spielt sich in der unteren Atmosphäre ab, der sogenannten Troposphäre, und es lässt sich mit Messgrössen beschreiben wie Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Drucktendenz, Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Bewölkung, Niederschlag und Sichtweite. So weit, so klar.
Und doch sorgt das Wetter auch für Missverständnisse. Als Kinder wurden wir ermahnt, immer schön alles aufzuessen, damit das Wetter wieder gut wird. Sprachgeschichtlich gesehen sind unsere Eltern hier einem Missverständnis zum Opfer gefallen. Die Redensart stammt nämlich aus dem Plattdeutschen und lautet
Et dien Töller leddig, dann givt dat morgen goods wedder.
Wedder heisst auf Platt aber nicht «Wetter», sondern «wieder», und so heisst die Redensart «Iss deinen Teller leer, dann gibt es auch morgen wieder etwas Gutes» – von schönem Wetter ist da nicht die Rede.
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